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Kompetenznetz KOKON

Mundschleimhautentzündungen

Beschreibung

Krebsbehandlungen können zu Entzündungen der Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes führen. Bei einer leichten Form ist die Schleimhaut gerötet, fühlt sich pelzig an und schmerzt. Es können aber auch Belege und Geschwüre entstehen. Dadurch wird die Nahrungsaufnahme erschwert.

Zudem können Krankheitserreger durch die entzündete Schleimhaut eindringen. Daher sind die Beobachtung der Mundschleimhaut und eine sorgfältige Mundpflege sehr wichtig. Je nach Ausprägung wird die Mukositis in verschiedene Schweregrade eingeteilt.

Sehr oft entstehen Schleimhautentzündungen bei hochdosierten Chemotherapien und bei Strahlentherapien des Mund-, Nasen- und Rachenraumes. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Patientenleitlinie zur Supportiven Therapie (2018).

Behandlung

Zur Vorbeugung einer Mukositis empfiehlt die Patientenleitlinie zur Supportiven Therapie (2018) zahnärztliche Maßnahmen vor Beginn der Krebstherapie (Glättung scharfer Kanten, Flouridierung, Versorgung von Schleimhautdefekten) und während der Therapie eine sorgfältige Mundpflege (mit weichen Zahnbürsten und Zahnseide) sowie regelmäßige Mundspülungen (mit Wasser oder Kochsalzlösung). Gemeinsam mit dem Behandlungsteam soll die Mundhöhle während der Therapie regelmäßig begutachtet werden.

Wichtig ist die frühzeitige und ausreichende Behandlung von mukositisbedingten Schmerzen. Hier können verschiedene Schmerzmedikamente zur Anwendung kommen, die entweder lokal (z.B. schmerzlindernde Mundspülungen) oder systemisch (Tabletten oder als Infusion) wirken.

Je nach Therapie werden auch spezielle Empfehlungen ausgesprochen, beispielsweise das Kühlen der Mundschleimhaut mit Eiswürfeln bei gewissen Chemotherapien oder den Einsatz von Benzydamin-haltigen Mundspüllösungen bei der strahlentherapiebedingten Mukositis.

Patientinnen und Patienten sollten hierzu Rücksprache mit dem Behandlungsteam halten, welche speziellen Maßnahmen (z.B. Schmerzmittel, Mundspüllösungen) für Sie in Frage kommen. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Patientenleitlinie zur Supportiven Therapie (2018).

Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten regelmäßig die Mundhöhle im Spiegel betrachten und Veränderungen sowie Schmerzen oder Schluckstörungen dem Behandlungsteam mitteilen.

Therapieverfahren der integrativen Onkologie

Zur Vorbeugung und Behandlung einer Schleimhautentzündung des Mund- und Rachenraumes können Verfahren aus der integrativen Onkologie, z.B. pflanzliche Heilmittel ergänzend eingesetzt werden. Zu einigen gibt es Ergebnisse aus klinischen Studien, zu anderen fundierte fachliche Behandlungserfahrung.

In klinischen Studien untersuchte Verfahren

Aloe Vera kann, wenn sie vorbeugend als Gel oder Mundspüllösung angewandt wird, helfen, die Beschwerden einer strahlentherapiebedingten Mundschleimhautentzündung zu mindern. Hierzu gibt es einen Anhaltspunkt aus einer klinischen Studie. Ob das Ergebnis auch auf die chemotherapiebedingte Mundschleimhautentzündung übertragen werden kann, ist unklar. Aufgrund der wenigen vorhandenen Studien gibt die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz von Aloe Vera bei einer Mundschleimhautentzündung.

Aloe Vera ist eine Heilpflanze, die zur Behandlung von Entzündungen der Haut und Schleimhäute seit Jahrtausenden eingesetzt wird. Ihr werden u.a. antibakterielle und wundheilungsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Zur Vorbeugung einer Entzündung wird die Mundhöhle mehrmals täglich mit einem Gel oder einer Lösung mit Aloe Vera behandelt. Präparate aus Aloe Vera werden in verschiedenen Formen angeboten. Die Kosten sind gering.

Als leichte unerwünschte Wirkungen können vorübergehend Bauchschmerzen, Durchfall und eine Irritation der Darmschleimhaut auftreten, wenn Aloe Vera peroral eingenommen wird. Bei einer Anwendung auf der Haut können vorübergehend leichte allergische Reaktionen und eine verzögerte Wundheilung tiefer Wunden auftreten. Schwangere, Patientinnen und Patienten mit Magen-Darm-Entzündungen oder einem Darmverschluss dürfen kein Aloe Vera anwenden. Zudem können Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln auftreten.

Präparate aus Aloe Vera können rezeptfrei in Apotheken, Drogerien oder Reformhäusern gekauft werden. Vor Beginn der Anwendung sollte Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden.

Topisches Kurkumin kann helfen, den Schweregrad einer Mundschleimhautentzndung geben bei Patient*innen mit Kopf-Hals-Tumore unter einer Radio- bzw. Radiochemotherapie zu verringern und die Heilung beschleunigen. Hierzu gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) gibt aufgrund nicht ausreichender Daten keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz. Die Leitlinie zur Supportivtherapie (2020) erwähnt Kurkumin nicht.

Melatonin kann, wenn es als Mundspüllösung angewandt oder als Infusion gegeben wird, helfen, einer strahlentherapiebedingten Mundschleimhautentzündung vorzubeugen. Hierzu gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Die Leitlinien zur Komplementärmedizin (2021) und zur Supportiven Therapie (2020) erwähnen Melatonin in diesem Zusammenhang allerdings nicht.

Melatonin ist ein körpereigener Botenstoff, welcher in der Zirbeldrüse des Gehirns gebildet wird. Er wird u.a. zur Regulation des Schlafes und der Körpertemperatur benötigt und beeinflusst auch das Immunsystem. Melatonin wird in verschiedenen Darreichungsformen angeboten.

Die Kosten sind gering. Als unerwünschte Wirkungen können in sehr seltenen Fällen Kopfschmerzen, Schwindel, depressive Symptome und Bauchschmerzen auftreten. Patientinnen und Patienten mit epileptischen Anfällen und erhöhter Krampfneigung sollten kein Melatonin einnehmen.

Patientinnen und Patienten können Präparate mit Melatonin mit einer Dosierung ab 1mg als rezeptpflichtiges Arzneimittel in der Apotheke erwerben. In geringeren Dosierungen sind Präparate mit Melatonin als Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien, Apotheken oder online erhältlich. Vor Beginn der Einnahme sollte Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Melatonin

Photobiomodulation (LLLT = low level laser therapy) kann helfen, einer durch Strahlentherapie oder einer Kombination von Chemo- und Strahlentherapie verursachten Mundschleimhautentzündung vorzubeugen.  Hierzu gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) erwähnt Photobiomodulation nicht. Die Leitlinie zur Supportiven Therapie (2020) gibt keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz des Verfahrens zur Vorbeugung oder Behandlung der Mundschleimhautentzündung, da es zu wenige Studien gibt.

Bei der Photobiomodulation wird Laserlicht im Bereich einer Wellenlänge von 600-1000 nm angewandt. Es soll entzündungshemmende Wirkungen haben und die Zellfunktion und den Stoffwechsel verbessern. Allerdings ist die Anschaffung des Gerätes mit einer entsprechenden Software sehr teuer. Daher wird es scheinbar in Deutschland derzeit nicht angeboten und die Zugangsmöglichkeit zu diesem Verfahren ist unklar.

Patientinnen und Patienten können dennoch beim Behandlungsteam Informationen erfragen.

Weitere Informationen zu diesem Verfahren finden Sie hier: Photobiomodulation

Salbei kann, wenn er zusätzlich zur Basis-Mundpflege angewandt wird, helfen, einer chemotherapiebedingten Mundschleimhautentzündung (orale Mukositis) vorzubeugen. Hierzu gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien. Für andere Therapiesituationen wie Strahlentherapiebedingte Mukositis oder nach Hochdosischemotherapie gibt es keine Studienergebnisse. Trotz der geringen Anzahl vorhandener Studien hat Salbei wegen seiner guten Verträglichkeit und fehlenden Arzneimittelrisiken einen hohen Stellenwert in der supportiven Therapie bei Krebserkrankungen. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) erwähnt Salbei nicht.

Salbei ist eine traditionelle Heilpflanze. Ihre Blätter werden zur Herstellung von Tees verwendet. Es gibt sie aber auch in Form von Tabletten, Pastillen, Lutschbonbons und Sprays zu kaufen. Den Wirkstoffen von Salbei werden entzündungshemmende Wirkungen zugeschrieben. Die Heilpflanze wird zur Behandlung von Beschwerden im Oberbauch, gegen starkes Schwitzen und bei Entzündungen von Mund, Hals und Haut eingesetzt. Salbei ist gut verträglich.

Patientinnen und Patienten können Präparate aus Salbei rezeptfrei und in hoher Qualität in Apotheken erhalten. Die Kosten sind gering. Aus Salbeiblättern kann Tee zubereitet werden. Allgemeine Informationen zu Teezubereitungen finden Sie unter „Teezubereitungen“. Bei einer bekannten Allergie darf Salbei nicht angewandt werden.

Weiterführende Informationen finden Sie hier: Salbei

Wässrige und alkoholische Destillate aus Schafgarbe können, wenn sie zusätzlich zur Standardtherapie angewandt werden, helfen, die Beschwerden einer Mundschleimhautentzündung zu mindern. Da es zurzeit keine Fertigarzneimittel in der Form, wie sie in den Studien eingesetzt wurden, in Deutschland gibt, müssten sie als Rezepturarzneimittel von Apotheken individuell hergestellt werden. Die Leitlinien zur Komplementärmedizin (2021) und Supportiven Therapie (2020) erwähnen Schafgarbe nicht. Zur Wirksamkeit von Schafgarbe zur Vorbeugung einer Mundschleimhautentzündung gibt es bisher keine Untersuchungen.

Schafgarbe ist eine Arzneipflanze. Ihren Inhaltsstoffen werden unter anderem wundheilungsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Präparate aus Schafgarbe gibt es in verschiedenen Zubereitungen in Apotheken zu kaufen. Die Kosten sind gering. Bei einer Allergie gegen Korbblütler darf Schafgarbe nicht angewandt werden.

Vor Beginn der Einnahme von Präparaten mit Schafgarbe gegen therapiebedingte Mund-/Rachenschleimhautentzündungen sollte immer Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden.

Selen kann vorbeugend eingenommen helfen, die Beschwerden einer Mundschleimhautentzündung (orale Mukositis) zu mindern. Hierfür gibt es Anhaltspunkte aus klinischen Studien bei Hochdosistherapien bei Stammzelltransplantationen. Für Radio-Chemotherapien gibt es hingegen einen Anhaltspunkt für fehlende Wirksamkeit. Laut Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) kann Natriumselenit bei bestehendem Selenmangel unter einer Tumortherapie bei Gebärmutter- oder Gebärmutterhalskrebs gegen Schleimhautentzündungen des Darmes (Durchfälle) eingesetzt werden, sowie bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren bei Mundschleimhautentzündungen.

Das Spurenelement Selen ist in verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten u.a. in Getreide, Hülsenfrüchte, Fleisch und Fisch. Ihm werden entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen zugeschrieben. Ein Mangel wird mit verschiedenen Gesundheitsstörungen in Verbindung gebracht. Es wird als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tabletten, Kapseln und Lösungen angeboten und in Dosierungen von 50-200 µg pro Tag eingenommen.

Die empfohlene Tagesdosis für einen Erwachsenen (RDA) liegt bei 55 µg.  Zur Behandlung eines Selenmangels werden rezeptpflichtige Arzneimittel mit Selen eingesetzt. Wenn Selen über lange Zeit in zu hohen Dosen eingenommen wird, können unerwünschte Wirkungen wie Magenbeschwerden, Haar- und Nagelveränderungen und knoblauchartiger Atem auftreten. Zudem gibt es Anhaltspunkte, dass eine langfristige Zufuhr von Selen bei Menschen, die keinen Selen-Mangel haben, das Risiko einer Typ-2 Diabetes mellitus Erkrankung erhöhen kann. 

Patientinnen und Patienten können Selen als Nahrungsergänzungsmittel rezeptfrei erhalten. Für Arzneimittel zur Behandlung von Selenmangel ist für Präparate mit mehr als 50 µg in Deutschland ein Rezept erforderlich. Vor Beginn der Einnahme ist es wichtig, mit dem Behandlungsteam zu sprechen.


Weiterführende Informationen finden Sie hier: Selen

Zinkpräparate können helfen, einer strahlen- oder chemotherapiebedingten Mundschleimhautentzündung  vorzubeugen. Hierfür gibt es Hinweise aus klinischen Studien. Ob sich diese vorbeugende Wirkung auch bei Mundschleimhautentzündungen  durch Hochdosis-Chemotherapien vor Stammzelltransplantationen nutzen lässt, ist bisher nicht in Studien untersucht. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin (2021) hält die Gabe von Zinkpräparaten bei einer Strahlentherapie-verursachten oralen Mukositis für erwägenswert und unterscheidet nicht zwischen Vorbeugung und Behandlung. 

Zink ist ein Spurenelement, das für die Funktion zahlreicher Enzyme wichtig ist, die eine Rolle bei der Wundheilung und im Immunsystem haben. In Nahrungsmitteln findet sich Zink vor allem in Fleisch, Eigelb und Nüssen. Der Tagesbedarf eines Erwachsenen liegt bei etwa 7-10mg pro Tag und ist bereits durch eine vielseitige Ernährung der Regel abgedeckt. Zum Ausgleich von Mangelzuständen werden Zinkpräparate in unterschiedlichen Darreichungsformen und Dosierungen angeboten. Die Kosten sind gering. Die Tagesdosis sollte den Bedarf nicht überschreiten und Zink sollte nur bei Mangelzuständen und nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden 

Zinkpräparate können rezeptfrei in Apotheken oder Drogerien gekauft werden. Vor Beginn der Einnahme sollte Rücksprache mit dem Behandlungsteam gehalten werden.


Bei der Akupressur können Sie selbst bestimmte Punkte am Körper massieren, die ansonsten in der Akupunktur verwendet werden. Je nach Punktkombination kann die Akupressur bei bestimmten Beschwerden helfen. Für Mundschleimhautentzündung haben sich die folgenden Punkte bewährt.

Verfahren aus der Behandlungspraxis

Aus langjährigen Behandlungserfahrungen gibt es weitere, mit wenig Aufwand umzusetzende Maßnahmen, die helfen können. Patientinnen und Patienten können hier selbst auswählen und probieren, was guttut und hilft.

Praktische Tipps und Informationen zum Weiterlesen

Entzundungen_Mund_Rachenraum-CCC-Ulm.pdf PDF, 1.15 MB
Mundpflege-nach-Chemo-CCC-Freiburg.pdf PDF, 1.75 MB
Mundpflegeplan-nach-Bestrahlung-CCC-Freiburg PDF, 2.58 MB

Dieser Beitrag wurde am veröffentlicht und zuletzt am 2. December 2023 aktualisiert.


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