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Bromealin und andere proteolytische Enzyme

Hintergrund

Bromealin und andere Enzyme wie Chymotrypsin und Papain gehören zu den sogenannten proteolytischen Enzymen, die Eiweiße in kleinere Teile spalten können. Sie kommen natürlicherweise im Verdauungstrakt (Chymotrypsin) und in verschiedenen Obstsorten wie der Ananas (Bromealin) oder der Papaya (Papain) vor. Sie werden jedoch auch als Präparate in isolierter, konzentrierter Form vermarktet und es wird propagiert, dass sie Nebenwirkungen der Tumortherapie reduzieren und die Krebstherapie unterstützen können.

Wirksamkeit

In der onkologischen Versorgung im Rahmen der Studie CCC-Integrativ tauchten folgende Fragen auf zur:

  • Antineoplastische WIrksamkeit von oral eingenommenem Bromealin und anderen protelolytischen Enzymen: Es gibt keine kontrollierten klinischen Studien, so dass eine Aussage zur Wirksamkeit aktuell nicht möglich ist.

Ausgewertete Studien:

In drei restrospektiven Kohortenstudien der gleichen Arbeitsgruppe aus 2001 [2,3,4] mit Patientinnen und Patienten verschiedener maligner Erkrankungen (Brustkrebs, Multiples Myleom, Kolonkarzinom) fanden die Autoren bessere Ansprechraten und zum Teil auch ein verlängertes Gesamtüberleben bei guter Verträglichkeit bei einer Enzym-Therapie mit Wobe-mugos® (Kombinationspräparat aus Papain, Trypsin, Chymotrypsin). Kontrollierte klinische Studien zu dieser Fragestellung finden sich bis heute nicht, so dass zum aktuellen Zeitpunkt keine Schlussfolgerung zur antitumorösen Wirksamkeit von Bromealin oder anderen proteolytischen Enzymen getroffen werden kann.

Aussagen in Leitlinien

Die S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin bei onkologischen Patient*innen (Konsultationsfassung 2023) nimmt in Bezug auf die Nebenwirkungen der Strahlentherapie Stellung und schreibt, dass "keine Empfehlung für oder gegen die Gabe proteolytischer Enzyme zur Reduktion von Nebenwirkungen moderner Strahlentherapieprotokolle gegeben werden [kann]".

Die Leitlinie zur Supportivtherapie bei onkologischen Patient*innen (2020) erwähnen Proteolytische Enzyme nicht.

Sicherheit

Die orale Einnahme dieser proteolytischen Enzyme gilt als sicher und es sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beschrieben. Arzneimittelwechselwirkungen aufgrund der Abbauwege sind nicht zu erwarten. Es gibt jedoch einen Anhaltspunkt, dass das Blutungsrisiko vergleichbar mit der Einnahme von Diclofenac, eines NSAR, unter der Einnahme leicht erhöht sein könnte , so dass die Hersteller das Absetzen vor geplanten chirurgischen Eingriffen empfehlen.

Literatur

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